Der Zauberer im Urlaub
Viele Kunden fragen mich: Wann macht ein Zauberer eigentlich Urlaub? Und was macht er im Urlaub? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Wie tausende andere Menschen in unserem Lande suche ich mir einen passenden Termin und fahre dann in Urlaub. Allerdings: Die auftrittsfreie Zeit ist für mich häufig eine sehr kreative Zeit, da ich dann – zumeist im Ausland – neue Impulse aufnehmen kann und die Ideen einfach nur so sprudeln. Aus dem Grund habe ich im Urlaub immer einen Notizblock dabei … man weiß ja nie.
Weiterbildung für den Zauberer im Urlaub
In diesem Jahr habe ich die Erholung mit dem Nützlichen verbunden, denn im Rahmen meines Englandurlaubes habe ich eine Show eines phantastischen Kollegen besucht. In Leeds habe ich mir die neue Close-up-Show von Luke Jermay angesehen. Luke kenne ich seit vielen Jahren und schätze seine Arbeit sehr. So war ich dann sehr gespannt auf die neue Show.
Es waren drei Dinge, die mich an dem Abend besonders fasziniert haben: Eine Zeitreise, eine begeisternde Close-up-Zaubershow und ein tiefer Einblick in die Künstlerseele von Luke Jermay. Ein wenig aufgeregt war ich schon, denn: Diese spezielle Show spielt Luke Jermay insgesamt nur 10 mal und das Publikum ist jeweils auf maximal 30 Personen begrenzt. Eine weitere Besonderheit der Show: Es gibt nur Tickets für Paare, d.h.: Jedes „couple-ticket“ ist für zwei Personen, die idealerweise auch zusammen sein sollten (was bei unserer Vorführung nicht der Fall, der Sache aber keinen Abbruch tat). Ebenso galt das Motto: „Dress to impress“ – somit waren fast alle Gäste auch etwas feierlicher angezogen.
Der Ablauf der Show
Aber der Reihe nach. Das Abenteuer begann mit dem Betreten der Location. Der Lost & Found Leeds Club in Albion Place wirkte von außen wie einer jener typischen englischen Gentlemen’s Clubs.
Der eigentliche Schauplatz der Show war aber die Secret Bar im hinteren Teil des Gebäudes Der Zugang dorthin wurde von Rosenranken überwuchert, die eine verwunschene, mystische Stimmung schafften. Beim Betreten der Secret Bar startete die Zeitreise. Der Close-up-Tisch an der einen Seite, eingefasst in Rankengewächse und tolle Beleuchtung, dann die Sitzplätze im altenglischen, teils viktorianischen Stil, an den Wänden außergewöhnliche und bizarre Mitbringsel und Raritäten aus aller Welt und am anderen Ende des Raums eine großzügige Bar, die da genauso auch schon vor hundert Jahren gestanden haben könnte. Diese Inszenierung war unglaublich passend und machte Lust auf mehr.
Wir Zuschauer wurden kurz vor Showbeginn noch einmal in die Lobby gebeten. In Ledersessel verteilt und teils in kleinen Gruppen zeigte Luke Jermay einige zauberhafte Kleinigkeiten. So konnte er seine Gäste mit diesem außergewöhnlichen warm-up sofort für sich vereinnahmen. Nach ca. 15 Minuten ging es dann wieder in die Secret Bar und das Hauptprogramm startete. Der Titel der Show „How to write a love letter“ zog sich durch den ganzen Abend. Ob und wie die Frage beantwortet wird, das wird an dieser Stelle nicht verraten. Unter dem Motto „Isn’t magic wonderful“ zeigte Luke Jermay acht bis zehn Close-up-Perlen. Das waren größtenteils bekannte Zaubertricks, die er auf seine ganz eigene Art und Weise ausgebaut, miteinander kombiniert und verfeinert hatte.
Eingebettet in ein tolles Storytelling entfaltete jede einzelne Darbietung seinen eigenen Zauber. Dazu kam die Nutzung sehr schöner und aufwändiger Requisiten. Bei fast allen Nummern holte er sich einzelne Gäste nach vorne. Die konnten ihm dann von der Seite oder sogar über die Schultern zuschauen. Besser als die Zaubertricks selber war nur noch Luke’s Liebe zur Magie. Bei jeder einzelnen Nummer und auch in den Zwischenmoderationen war sie spürbar. Diese Show hat bewegt, inspiriert und mitgerissen.
Als dann das Ende der Show gekommen war, verabschiedete sich Luke Jermay mit einem „bis später“, was genau so gemeint war. Wir alle holten uns in der Bar noch einmal frische Getränke und trafen dann Luke zu einem Q&A der besonderen Art. Luke erklärte sich bereit, alle Fragen zu seiner Show offen zu beantworten, bis hin zur Frage: „Wie geht das?“ Aus Kollegensicht war ich glücklich zu sehen, dass er die Fragen dann doch nicht wirklich offen beantwortete. Er weckte eher noch mehr Neugierde. Freimütig erzählte er, wie er zur Zauberei gekommen ist. Es folgten Geschichten über unglaubliche Begegnungen während des Künstlerlebens. Die Session beendete er mit zwei Kartentricks, die uns alle noch einmal komplett umgehauen haben.
Luke Jermay beantwortete die Frage „Isn’t magic wonderful?“ mit dieser Show sehr eindeutig. Yes, magic is wonderful.
Zauberhafte Orte in England
Aber England hat für den Zauberer im Urlaub auch sehr viele mystische Orte zu bieten. Einige Tage in der City of York gehörten dazu, ebenso der Besuch des legendären Stonehenge.
Beim Besuch von Stonehenge gilt vor allem: Ganz früh da sein und idealerweise die Tickets im vorhinein buchen. So hat man wenigstens ein wenig Zeit, die Kraft dieses Ortes zu genießen, bevor die „Massen strömen“.
Mich hat der Urlaub sehr inspiriert und schon bald wird es neue, spannende Experimente geben. Einige davon sind „made in England“.